ASERCOM Convention 2022: Die europäische HVAC&R-Branche steht aufgrund einer Vielzahl von EU-Vorschriften vor großen Herausforderungen

Die F-Gas-Revision und das bevorstehende PFAS-Verbot waren wichtige Themen auf der Tagesordnung der ASERCOM-Konferenz letzte Woche in Brüssel. Beide Regulierungsprojekte bergen zahlreiche Herausforderungen für die Branche. Bente Tranholm-Schwarz von der Generaldirektion Klima machte auf der Konferenz deutlich, dass es bei den neuen Zielen für den schrittweisen Abbau von F-Gasen keinen Spielraum geben werde.

Frauke Averbeck von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) arbeitet für die EU federführend an einem umfassenden Verbot von PFAS (Forever Chemicals) im Rahmen der Reach-Verordnung, gemeinsam mit norwegischen Kollegen. Beide Verordnungen werden nicht nur die Auswahl an Kältemitteln drastisch einschränken. Auch andere für die Industrie notwendige Produkte, die PFAS enthalten, sind betroffen.

Ein besonderes Highlight setzte Sandrine Dixson-Declève, Co-Präsidentin des Club of Rome, mit ihrer Keynote zu Herausforderungen und Lösungsansätzen für eine globale Industrie- und Klimapolitik unter dem Gesichtspunkt sozialverträglichen Wachstums. Sie stellte unter anderem ihr Modell einer nachhaltigen, diversifizierten und resilienten Industrie 5.0 vor und lud alle Entscheidungsträger ein, diesen Weg gemeinsam zu gestalten.

Der mit Spannung erwartete Vortrag von Bente Tranholm-Schwarz gab einen Überblick über die wichtigsten Punkte des Kommissionsvorschlags zur anstehenden EU-F-Gas-Revision. Diese notwendige Revision leitet sich aus den EU-Klimazielen „Fit for 55“ ab. Ziel sei es, die CO2-Emissionen der EU bis 2030 um 55 Prozent zu senken, so Tranholm-Schwarz. Die EU solle beim Klimaschutz und der Reduzierung von F-Gasen eine Führungsrolle übernehmen. Bei erfolgreichem Handeln würden andere Länder diesem Beispiel folgen. Die europäische Industrie sei weltweit führend bei zukunftsweisenden Technologien und profitiere entsprechend. Insbesondere das Wissen über den Einsatz von Kältemitteln mit niedrigem GWP-Wert in Komponenten und Systemen verschaffe europäischen Komponentenherstellern einen Wettbewerbsvorteil im globalen Wettbewerb.

Aus Sicht von ASERCOM sind diese teils drastischen Anpassungen innerhalb kürzester Zeit bis zum Inkrafttreten der F-Gas-Revision äußerst ambitioniert. Die ab 2027 und 2030 verfügbaren CO2-Quoten stellen die Marktteilnehmer vor besondere Herausforderungen. Tranholm-Schwarz betonte in diesem Zusammenhang jedoch: „Wir versuchen, den Fachbetrieben und der Industrie ein klares Signal zu geben, worauf sie sich künftig einstellen müssen. Wer sich nicht an die neuen Bedingungen anpasst, wird nicht überleben.“

Auch die berufliche Aus- und Weiterbildung stand im Fokus einer Podiumsdiskussion. Sowohl Tranholm-Schwarz als auch ASERCOM waren sich einig, dass die Aus- und Weiterbildung von professionellen Installateuren und Servicepersonal von Kälte-, Klima- und Wärmepumpen-Fachbetrieben Priorität haben muss. Der stark wachsende Wärmepumpenmarkt wird für Fachbetriebe eine besondere Herausforderung darstellen. Hier besteht kurzfristig Handlungsbedarf.

In ihrer Keynote zu REACH und PFAS erläuterte Frauke Averbeck den Plan der deutschen und norwegischen Umweltbehörden, die Stoffgruppe PFAS grundsätzlich zu verbieten. Diese Chemikalien werden in der Natur nicht abgebaut, und ihre Konzentrationen in Oberflächen- und Trinkwasser steigen seit Jahren weltweit stark an. Allerdings wären auch nach aktuellem Kenntnisstand einige Kältemittel von diesem Verbot betroffen. Averbeck stellte den aktuellen, überarbeiteten Zeitplan vor. Sie rechne mit einer Umsetzung bzw. einem Inkrafttreten der Verordnung voraussichtlich ab 2029.

ASERCOM wies abschließend deutlich darauf hin, dass die Revision der F-Gas-Verordnung einerseits und die Unsicherheit hinsichtlich des bevorstehenden PFAS-Verbots andererseits keine ausreichende Planungsgrundlage für die Branche darstellten. „Mit den parallelen, nicht aufeinander abgestimmten Regulierungsprojekten entzieht die Politik der Branche jegliche Planungsgrundlage“, so ASERCOM-Präsident Wolfgang Zaremski. „Die ASERCOM Convention 2022 hat hier viel Licht ins Dunkel gebracht, zeigt aber auch, dass die Branche mittelfristig Planungssicherheit von der EU erwartet.“

Weitere Informationen finden Sie unter:https://www.asercom.org


Beitragszeit: 08.07.2022